27. Oktober 2006

Der Schlächter von Pyöngyang

Jin-A hat mich auf einen bewegenden Bericht über Kim Jung Il, den Diktator über Nordkorea, aufmerksam gemacht. Den hat Jasper Becker geschrieben, ein amerikanischer Journalist, der seit Jahren in China lebt und die Region bereist. Einfach unvorstellbar, mir fehlen die Worte, zu beschreiben, wie schrecklich ich das finde, was die Menschen im Land erleiden müssen.

The horrifying crimes of Kim Jung Il are described in Jasper Becker's recent book Rogue Regime (2004, pictured on the left), the news magazine Der Spiegel made an interesting review of it.

I like Paris in the summer when it sizzles...


...and in the winter when it drizzles. Meint zumindest mal Screaming Jay Hawkins. Und da ich im Herbst dort war, kann ich hinzufügen, dass es auch dann Spaß macht und man "guzzlen" geht. (Ja, das musste ich im Leo nachschlagen. ;-) Ich hatte also Gelegenheit, weitere meiner Mit-Koreaner und -Japaner kennenzulernen. Allesamt sehr nett, muss ich schon sagen. Das Gros zwischen 25 und 35 und noch ein paar Oldies wie ich und eine bunte Mischung von meist Südwest- und Osteuropäern aus kleinen wie großen Unternehmen. In Paris wurden wir am Mittwoch erst einmal auf das herzlichste an der Sciences Po begrüßt und uns wurde ein Überblick über das Programm und eine Einführung in die Geographie des jeweiligen Ziellandes gegeben. Früh fing das an und hörte spät auf, da eine feierliche Eröffnungszeremonie mit insgesamt acht Referenten aus aller Welt vorgesehen war. Sehr interessant, was der CFO von Renault, Thierry Moulonguet, über das Potential euro-asiatischer Zusammenarbeit zu sagen hatte und wie er das Vorgehen beim Einstieg bei Nissan beschrieb. Alles in allem aber ein furchtbar langer Tag, insbesondere, da ich am Vorabend mit Frank, der mich netterweise vom Flughafen abgeholt hatte und meinem Gastgeber Thomas noch Essen und Trinken war...

Die folgenden beiden Tage gestalteten sich ähnlich: viele Vorträge, meist interessant, aber mit katastrophal schlecht gemachten Folien (wenn überhaupt) unterstützt. Sehr versierte Referenten, die auch gern über die Themen aus Wirtschaft und Geschichte diskutierten. Da die Entwicklung Japans und Koreas eng miteinander verknüpft war und ist, war es sinnvoll, dies mit beiden Gruppen gemeinsam zu machen. Das hat mir gut gefallen, auch, wenn die Augen schon mal zufielen. Mittags haben wir gemeinsam und gut in der Nähe der Uni gegessen. Wer also mal in St.-Germain-des-Près unterweg ist, kann Mittags auf das Menü im Ministères vertrauen. Und Abends ging es auf die Piste, zumindest mal gemeinsam auf ein Bier. Und am Freitag, nach all' der Müh', kam dann Damenbesuch nach Paris und alles wurde gut. So gut, dass wir am Samstag über acht Stunden im gleichen Restaurant (Les Philosophes im Marais/Nähe Bastille) verbrachten. Ungemein gemütlich und lecker. Vielleicht sollte man aber vermeiden, acht Liter Wein mit vier Personen zu vertilgen... Dennoch: Ein guter Start!

17. Oktober 2006

Das hab' ich in Paris gelernt...

... werde ich morgen Abend sagen können. Denn heute geht es zur ersten dreitägigen Schulung an der Sciences Po. Landeskunde, Wirtschaft und Geschichte stehen auf dem Programm und natürlich noch eine Eröffnungsfeierlichkeit mit Vertretern der Hochschulen und der Europäischen Kommission. Ich bin schon sehr auf meine Mitstreiter gespannt. 45 fahren insgesamt nach Asien, davon zehn nach Südkorea. Da wir wohl sechs Monate sehr intensiv zusammenarbeiten werden, hoffe ich natürlich, dass die Chemie stimmt. Einen Italiener aus meiner Gruppe habe ich schon in Brüssel bei dem Vorstellungsgespräch kennengelernt - wenn alle so sind wie Sergio, kann nichts schiefgehen. Schau'n wir mal.

14. Oktober 2006

E-mail for you

Die Wirtschaftsabteilung der Deutschen Botschaft in Korea veröffentlicht wöchentlich einen Wirtschaftsrundbrief Korea, der aktuelle Schlagzeilen aus Wirtschaft und Wissenschaft sowie volkswirtschaftliche Kennzahlen enthält. Wer möchte, kann sich diesen regelmäßig per E-Mail zuschicken lassen.

Jaebeol: Koreanische Riesen

In der koreanischen Wirtschaft ist die Konzentration sehr hoch. Die 30 größten Unternehmen des Landes erwirtschaften 90% des Bruttosozialproduktes. Zu diesen Jaebeol (재벌) genannten Unternehmen gehören Hyundai, Samsung, LG, Daewoo und Hanjin - alles global agierende Gemischtwarenkonzerne mit Aktivitäten u. a. in Fertigungsindustrie, Elektronik und Logistik. So wird beispielsweise die als Handy-Hersteller bekannte Samsung Corp. mit dem Burj Tower in Dubai 2008 das dann höchste Gebäude der Welt gebaut haben.

Ursprüglich als Familienunternehmen aufgebaut, wuchsen sie begünstigt durch die von Präsident Park in den 60er Jahren initiiterte Industriepolitik mit Krediten staatlicher Banken und durch Staatsaufträge sehr stark. Diversifiziert wurde vor allem, um noch mehr Wachstum zu erreichen, Risikoverteilung oder Wirtschaftlichkeit der Unternehmen war zweitrangig. Aus diesem Grund gerieten Ende der 90er Jahre im Strudel der Asien-Krise etwa ein Viertel der Jaebeol in Zahlungsschwierigkeiten. Ssangyong und Daewoo etwa konnten nur mit Steuergeldern vor dem Kollaps bewahrt werden.

Aufgrund der (heute wiedererlangten) großen Wirtschaftskraft nehmen diese Unternehmen auch starken Einfluss auf die politische Landschaft. So wurden Hyundai und die SK Gruppe wegen Bestechungsskandalen angeklagt, in die auch der derzeite Präsident Roh und Vorgänger Kim verwickelt waren. Aufgrund der den Markt dominierenden Rolle dieser untereinander verflochtenen Konzerne ist eine ständig wiederkehrende Forderung der USA in Verhandlungen über Freihandelsabkommen, dass diese stärkerer Aufsicht von Kontrollbehörden unterstellt werden sollen.

Synchron mit der derzeitigen Entwicklung der Weltwirtschaft entwickelt sich die koreanische Börse: positiv. Zur schnellen Orientierung habe ich in die Navigationsleiste rechts ein Chart des KOSPI eingebunden.

12. Oktober 2006

Nordkorea verschleppt Menschen

Dass Nordkorea zu den "Schurkenstaaten" gehören soll, wissen wir ja schon seit einiger Zeit. Da die Glaubwürdigkeit einer solchen Attributierung ja aber u. a. von demjenigen abhängt, der diese verliehen hat, habe ich bisher nicht allzuviel darauf gegeben. In letzter Zeit bin ich natürlich besonders sensibilisiert und höre genauer hin, wenn Berichte über die Region im Radio kommen. So war gestern auf Deutschlandradio Kultur ein Interview mit dem ehemaligen Leiter des Goethe-Instituts in Japan, Markus Tidten, zu hören, der u. a. darüber berichtete, dass es bis 1993 Entführungen von Japanern und Südkoreanern durch nordkoreanische Agenten gab. Die Entführten sollen der Propaganda dienen und nordkoreanische Spione ausbilden. Einige von diesen Entführungsopfern konnten in den vergangenen Jahren wieder in ihre Heimat zurückkehren, die meisten jedoch gelten immer noch als vermisst. In der Hoffnung, ihre Verwandten doch noch einmal wiederzusehen, versuchen einige Angehörige seit Jahren, durch Vorträge und Apelle die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf diese Vorgänge zu lenken und Nordkorea zur Freilassung dieser Menschen zu bewegen.

11. Oktober 2006

Ware Schönheit

Ein ganz anderer Einblick in die koreanische Kultur: Joo-Hee Kim, Miss Korea 2006.


"Schönheit füllt, was man auch spricht, den Magen nicht." meint Bernd Graff.

Irgendwie erinnert mich die zweite Dame von links hier an jemanden...

10. Oktober 2006

Gefährliches Spiel

Die Spannungen zwischen Nord und Süd waren eigentlich schon schlimm genug, jetzt wurden diese durch den gestrigen Atomwaffentest der Nordkoreaner noch verschärft. Offenbar will sich Nordkorea als neunte offizielle Atommacht eine Machtposition in Asien erwirken. Als Reaktion hat Südkorea seine Armee in den Alarmzustand versetzt. Im Süden stehen 700.000 Soldaten einer Million Soldaten im Norden gegenüber. Zum Vergleich: Die Bundeswehr hat eine Truppenstärke von momentan 285.000 bei einer Bevölkerung von 82,5 Millionen. Im Jahr 1989 gab es noch 495.000 Soldaten in der BRD und 210.000 in der DDR.

Ganz überraschend kommt der Test nicht. Am Atomprogramm wird seit 2002 wieder aktiv gearbeitet. Damals wurde der Reaktor Yongbyon wiederangefahren, mit dem man waffenfähiges Plutonium produzieren kann. Das führte dazu, dass Nordkorea von George Bush in die "Achse des Bösen" aufgenommen wurde.

Über mögliche Sanktionen wird im Sicherheitsrat der UN diskutiert. Werden diese beschlossen, so ist für die 23 Millionen Nordkoreaner Schlimmes zu befürchten. Schon jetzt sei ein Viertel der Bevölkerung direkt von Hilfslieferungen aus dem Ausland abhängig und Millionen litten Hunger, heisst es. Jedes Schulkind im Norden soll durchschnittlich 10 Kilo weniger wiegen als sein Altersgenosse im Süden und zudem 10 cm kleiner sein. Das spricht eine deutliche Sprache.

Welche tatsächliche Gefahr für die südkoreanische Wirtschaft aufgrund dieser Nuklearsprengung wahrgenommen wird, zeigt ein Blick auf den Börsenindex KOSPI und die Wechselkurse. Der koreanische Leitindex fiel gestern um 2,4%, die koreanische Währung Won um 1,5% gegenüber dem Dollar. Eine Reaktion, aber keine Panik. Und heute sind beide Werte wieder gestiegen. Die Wirtschaftswelt nimmt's recht gelassen.